Mira kam aus Spanien aus einer Tötungsstation, weil sie irgendwem „über“ war. Sie war ein überaus starker Charakter… und ich merkte schnell, dass sie es gewohnt war für sich selbst verantwortlich zu sein. Von dem Tierschutzverein hörte ich Jahre später, das sie eher andere Hunde kontrollierte als mit ihnen zu spielen, das deckte sich mit meinen Erfahrungen… und ich merkte auch anfangs schnell das sie das erschütternd gut konnte 😉
Als sie nach Deutschland auf eine Pflegestelle kam, war sie ungeplant tragend und hat noch eine Handvoll Welpen zur Welt gebracht, um die sie sich gut gekümmert hat und die vermittelt wurden bevor sie selbst vermittelt wurde. Zu Menschen war sie eigentlich immer lieb, man merkte auch gut dass sie es sehr gut verstand diese um den Finger zu wickeln um hier und da Essen zu bekommen 😉
Jedoch ganz klar, hat sie sich das „letzte Wort“ bei Entscheidungen nicht nehmen lassen wollen.
Ich muss schmunzeln… denn vielleicht klingt das nicht nett… aber das ist ein Teil ihrer Geschichte, und sind die ersten 5 Jahre die sie erlebte bevor sie hier ein Zuhause fand… und es ist gar nicht böse gemeint J. Sie hat sicher einfach getan was nötig war um zu überleben….
Was ich so toll finde an meinem Leben mit Mira ist, dass… wie soll ich sagen… sie ließ sich eines anderen und nicht schlechterem überzeugen.
Sie kam in einen Haushalt, und auf einmal gab es Regeln. Meine Güte, wenn ich bedenke… sie hat anfangs alles gejagt was nicht bei drei auf den Bäumen war, sie ging die Möbel hoch, sie hatte die Nase absolut überall drin… Riss mir fast die Schulter raus beim Gassi gehen, und überhaupt war sie oft einfach chaotisch. Ich habe sehr schnell gemerkt, hier ist wesentlich mehr von mir gefragt wie bei einem Welpen… der unbelastet nur in die richtige Richtung gelenkt werden will.
Ich habe auch gemerkt, mit einfach nur „nein sagen“ ist hier gar nichts getan, ich muss ganz klar definieren wie ein gesellschaftlich korrekter Umgang funktioniert. Denn den brauch sie, um auch viele Freiheiten haben zu können.
Es war eine große Aufgabe an mich, zu einem „Leittier“ in Hundesprache zu werden. Ich wuchs mit dieser Aufgabe. Ich habe mir ihren Respekt und ihre Liebe erarbeiten können. Und vielleicht klingt das blöd, aber das war eine große Erfahrung in meinem Leben.
Wir hatten diese innige Beziehung in der sie irgendwann eingesehen hat das ich mich kümmere, und sie einlenken muss wenn ich etwas angebe. Und vor allem hat sie auch irgendwann verstanden, warum es einfach besser ist und auch so gehandelt. Nach nur zwei Jahren brauchten wir keine Leine mehr (außer wenn es zum Tierarzt geht), sie hat Katzen und Hasen in Ruhe gelassen, und sie hat auch keine anderen Hunde mehr attackiert. Sie hat meine Regeln der Gesellschaft akzeptiert ohne das ich sie „gebrochen“ habe, sie hat verstanden was man zu tun und zu lassen hat, und… lach…natürlich wurde hier und da nochmal probiert ob es auch anders gehen kann… aber da muss man souverän, ruhig und konsequent sein. Ich habe mir in dieser Zeit vieles angeeignet wie Hundesprache funktioniert. Und genau da lag die Lösung. Mira war ein wirklicher und richtiger Hund. Sie ist groß geworden unter Hunden, und das war die Sprache die sie verstand… So haben wir beide gelernt, ich „Hundisch“, und sie „Menschich“ J
Mira hat ihren Stolz niemals verloren in dieser Zeit, und wir wurden eine richtige Einheit. Ich war ihr Freund, ihr Helfer. Ich war in den 8 Jahren die wir hatten, immer sehr glücklich, wenn sie sich an mir angelehnt hat, sie sich hat führen lassen. Sie hat sehr viel Ruhe erreicht, weil sie merkte das sie nicht mehr für alles in der Verantwortung steht. Und sie Vertrauen in mich hatte, dass ich schwierige Dinge regele. Liebe bedeutet auch Freiheit. Die hatte sie selbstverständlich, und sogar erst recht dadurch, dass sie mir gegenüber und im Benehmen zuverlässig war. Und in unzähligen Kuscheleinheiten die es gab, sie ihren Kopf vertrauensvoll in meine Arme gab… die Augen schloss und zufrieden kuschelte…. Wusste ich… wir haben alles erreicht was man erreichen kann.
Und selbst das alles funktionierte immer noch einwandfrei so, als sie 2016 taub wurde. Auch das wir ohne Leine unterwegs sein konnten.
Mira war ein großartiger Hund. Sie war kein „ja“ Sager, sie hatte außerordentlich viel Charakter, und wir hatten eine tolle Zeit.
Wenn ich nicht arbeiten musste, haben wir fast alles gemeinsam gemacht. Wir waren unterwegs, sie hat mich begleitet, wenn wir Leute und Familie besucht haben, wir haben Ausflüge gemacht, wir waren nebeneinander im See schwimmen, sie ist super gerne im Auto mitgefahren und hat sich die Welt angesehen, wir haben gespielt, geknuddelt…. Sie war für mich da wenn es mir nicht gut ging, und ich war für sie da.
Wir hatten eine schwierige Zeit, als sie Anfang 2017 ein Vestibularsyndrom erlitten hat. Das war sehr schlimm. Sie konnte tagelang nicht aufstehen, musste sogar 4 Tage tagsüber in eine Arztpraxis auf Station, mir liefen die Tränen… zum einen weil es ihr so schlecht ging, zum andern weil ich einfach bei ihr sein wollte, weil ich nicht wollte das sie denkt sie würde „ausgestoßen“. Zum Glück durfte sie die Nächte zuhause verbringen und wir haben händchenhaltend nebeneinander geschlafen… sie suchte den Kontakt, die Berührung, damit sie in ihrem schwindeligen Zustand etwas Halt hatte. Eines Tages übten wir wieder die ersten Gehversuche… und als wir nach zwei Wochen das erste Mal wieder Gassi waren… sie auf noch ganz wackeligen Beinen… musste ich so schmunzeln… denn ein junger Rüde meinte, sie dominieren zu wollen und sie, trotz ihrem Zustand, hat ihn erstmal „zusammengefaltet“ …. Auf ihre beeindruckende, aber unverletzende Art und Weise, noch bevor ich mich zu ihr bücken konnte um zu helfen 😉
Die ersten Gehversuche klappten immer besser, die Kopfhaltung wurde immer „graderer“, wir haben Treppen gehen zusammen geübt und neu erlernt, und… sie war da ja schon gute 12 Jahre… aber sie hatte dann noch ein echt gutes Jahr.
Anfang 2018 gab es jedoch eine tumorartige Veränderung an der Zunge…. Doch mir und den Ärzten war klar…. Eine Operation…. Eine Amputation (!)… wird es niemals geben.
Nicht in dem Alter, nicht mit dem Ereignis vor einem Jahr. Eine Zungenamputation ist ohnehin zweifelhaft sinnvoll.
Sie hat nicht wirklich darunter gelitten, und so waren die Ärzte und ich uns einig… solange es ihr gut geht, sie Freude am Leben haben kann, soll sie Leben.
Natürlich war sie altersgemäß inzwischen eingeschränkt. An den Hinterbeinen fehlte schon viel Kraft, hier und da hat sie gehustet, sie war in regelmäßiger Beobachtung beim Tierarzt seitdem.
Aber… sie konnte Leben. Sie genoss ihre Zeit. Sie hat nicht gelitten.
Doch eines Tages nun im April 2018, gab es Blutungen an der Zunge. Anfangs nur ein bisschen. Was nicht so schlimm war. Doch dann, wurde es plötzlich schlimm. Selbst am letzten Tag ihres Lebens, wälzte sie sich noch genüsslich auf dem Rasen, hat gut gefressen, wir hatten gute Spaziergänge, und sie hat entspannt geschlafen.
Doch an dem letzten Tag, verlor sie Nachmittags viel Blut im Schlaf aus dem Maul, ich bin zum Tierarzt… und sie konnten nichts tun. Es hatte dann auch wieder aufgehört.
Doch zuhause spätabends wieder. Wir sind nochmal zum Tierarzt. Die Ärztin schaute sich die Zunge an, und auf mal lief es nur so. Der Tumor hatte eine der großen Adern in der Zunge erreicht.
Wir waren uns einig das man nichts mehr tun kann.
Ich habe Mira gehen lassen. Ich habe viel geweint. Ich war dennoch irgendwie froh, dass es so plötzlich war. Dass sie nicht vorher tage oder wochenlang hatte leiden müssen.
Als die Spritzen gesetzt wurden, lag sie in meinen Armen…. Ihr Kopf an meinem Kopf… und ich habe sie geknuddelt und die letzten Atemzüge begleitet.
Mir kommen immer noch die Tränen wenn ich davon erzähle.
Mira…. Ich hoffe es geht dir gut wo auch immer du nun bist… ich liebe dich, und werde dich immer in meinem Herzen tragen.
Ich werde dich niemals vergessen.
Danke für die Zeit mit dir und den Dingen, die du mir beigebracht hast.
Dein bester Freund,
Dirk
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