Am 15.06.2006 hielt ich dich ganz stolz, als du auf meinem Schoß saßt und ich jedem verkünden konnte: „Schaut her, ich habe jetzt einen eigenen Hund.“
Am 25.02.2019 hielt ich dich bis zu deinem letzten Atemzug, deinen Kopf in der einen Hand und die andere Hand auf deinem Brustkorb, jeden Herzschlag spürend, bis da nichts mehr war.

Ich suche nach den richtigen Worten. Aber wie soll man sich von seinem allerbesten kleinen Freund verabschieden? Von dem Hund, den alle Freunde kannten, überall dabei, nie in den Vordergrund drängend und doch stets präsent. Du warst an meiner Seite.
Ob im Pferdestall, am See, im Restaurant, heimlich in der Tasche in Rossmann geschmuggelt, auf Reitturnieren oder auf Hundeprüfungen. Nervige Hausaufgaben – du hast geduldig gewartet.

Streit, der erste Liebeskummer, pubertärer Ärger mit den Eltern – solidarisch hast du jeden in die Füße gezwickt, der sich näherte, wenn ich das wollte. Meine erste WG – du hast dich sofort heimisch gefühlt. Die erste eigene Wohnung – dann lebten wir nun eben hier. Wohnungswechsel, Ortswechsel, Beziehungswechsel – du warst stets die Konstante.

Mein erster eigener Hund – ich hätte mir keinen besseren wünschen können. Ein kleiner Terrier aus Spanien. Unkompliziert, gewitzt und intelligent. Du warst mein Trickkönig, mein Begleiter am Fahrrad, schwimmen hast du genauso gehasst wie ich, Boot fahren war okay.

Als der Boxer einzog, hast du mich kurzzeitig für äußerst wunderlich gehalten. Irgendwann konntest du nicht mehr verheimlichen, dass du ihr jeden Morgen das Gesicht putzt. Als der Schäferhund einzog, dachtest du, dass ich nun gänzlich den Verstand verloren habe. Irgendwann hörte ich ein Grunzen aus dem Nebenraum und nun musstest du zugeben, dass du mit ihr spielst. Den Malinois fandest du dann aber wirklich überflüssig. Hättest du noch ein wenig mehr Zeit gehabt – es hätte sich noch geändert.

Heute scheint die Sonne, Angel. So wie du es am liebsten mochtest. Keine Wolke am Himmel und nicht mal Wind. Vor 3 Wochen sind wir noch 7 km Fahrrad gefahren. „Was? So alt ist der schon?“ fragten die Leute mich immer. Ja, so alt warst du schon. Fast 15 Jahre. Ein ganzes halbes Leben an meiner Seite. Zu viele Erinnerungen, unmöglich sie zusammenzufassen. Ganz viel Lachen, ganz viele Tränen, die dein Fell durchnässten, unendlich viele Nächte, in denen du eingerollt wie ein kleiner Donut an meiner Seite geschlafen hast. Du wurdest unendlich geliebt, von so vielen und von mir am meisten.

Ein bis dato unentdeckter Milztumor ließ dich die Narkose einer Routine-Zahnsanierung nicht verkraften. 5 Tage haben wir gekämpft. Am Ende haben wir verloren, aber als du gingst, warst du nicht alleine.
Ich war an deiner Seite, wie ich es dir versprochen hatte. So wie du stets an meiner Seite warst. Flieg mein kleiner Angel. Jetzt hast du die Flügel, von deren Existenz ich schon immer wusste – nicht nur wegen deines Namens. Ich habe einmal gelesen, dass das Herz so schmerzt wenn ein Hund geht, weil er nun darin wohnt und wedelt. Irgendwann wird er müde, weil viel Zeit verstreicht und wedelt nur noch ab und an. Dann wird es weniger schmerzhaft sein.

Im Moment wedelt mein Angel wie verrückt.